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Die Lebenslauf-Lüge: Warum Sie die falschen Vertriebler einstellen und wie Sie Top-Performer wirklich erkennen

Stand: 23.07.2025 - 11:00 Uhr
Autorin: Annette Elias

Sie glauben, Sie hätten den nächsten Vertriebs-Star eingestellt – bis die Realität Sie Monate später einholt? Dieses teure Recruiting-Paradoxon kostet Unternehmen jedes Jahr Millionen. Erfahren Sie, woran Sie echte Top-Performer erkennen und wie Sie sich vor Fehlbesetzungen schützen.

Ein Mann mit hellblauem Hemd und dunkelblauer Krawatte lächelt in die Kamera. Er hält eine Dokumentenmappe in den Händen. Im Hintergrund ist ein Büro mit seinen Kolleg:innen am Tisch zu sehen.

23.07.2025 - 11:00 Uhr

Kommt Ihnen das bekannt vor? Ein Bewerber sitzt Ihnen gegenüber. Sein Auftreten: makellos. Seine Antworten: überzeugend. Er verkauft sich selbst so brillant, dass Sie keinen Zweifel haben – das ist der Top-Performer, den Sie so dringend für Ihr Vertriebsteam suchen. Der Vertrag wird unterschrieben. Doch Monate später folgt die Ernüchterung: Die versprochenen Erfolge bleiben aus, die Performance ist mittelmäßig. Sie sind auf den perfekten Pitch hereingefallen.

Dieses Szenario ist kein Einzelfall, sondern die häufigste und teuerste Falle im Vertriebs-Recruiting. Es ist ein tiefgreifendes Paradoxon: Die Kernkompetenz von Vertriebsprofis – das Überzeugen – macht es für Personalverantwortliche und Geschäftsführer extrem schwer, wahre Substanz von reiner Selbstdarstellung zu unterscheiden. Das Ergebnis sind kostspielige Fehlbesetzungen, die gerne  über 100.000 € kosten können.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, gilt es auf tieferliegende Kriterien zu achten. Nur so können Sie, die wahre DNA eines Top-Performers zu entschlüsseln.

Mehr als Branchenerfahrung: Die drei entscheidenden, nicht-lehrbaren Eigenschaften

Studien und die Erfahrung von Recruiting-Experten zeigen, dass oft überschätzte Faktoren wie Branchenkenntnisse nicht die entscheidenden Erfolgsindikatoren sind. Die wahren A-Player im Vertrieb werden durch drei tief verankerte, kaum erlernbare Persönlichkeitsmerkmale angetrieben :  

  1. Leistungsmotivation (Need for Achievement): Es ist dieser unbändige innere Antrieb, Ziele nicht nur zu erreichen, sondern sie zu übertreffen. Diese Menschen definieren ihren Erfolg selbst und suchen proaktiv nach Herausforderungen, um daran zu wachsen. Sie brauchen keine externen Motivatoren, um Höchstleistungen zu erbringen.
  2. Wettbewerbsorientierung (Competitiveness): Top-Verkäufer wollen gewinnen. Es reicht ihnen nicht, ihre eigenen Ziele zu erreichen; sie messen sich mit ihren Kollegen und wollen die Konkurrenz am Markt schlagen. Dieser gesunde Wettbewerbsgeist treibt sie kontinuierlich an.
  3. Optimismus (Optimism): Der Vertrieb ist voller Ablehnung. Ein Top-Performer zeichnet sich durch eine unerschütterliche Resilienz aus. Er sieht ein "Nein" nicht als persönliches Scheitern, sondern als Lernchance und Teil des Prozesses. Er glaubt fest an den schlussendlichen Erfolg und lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen.

Die Fähigkeiten, die auf dieser DNA aufbauen

Wenn diese drei Kernmerkmale vorhanden sind, können die entscheidenden Fähigkeiten, die einen exzellenten von einem guten Verkäufer unterscheiden, effektiv entwickelt und genutzt werden:

  • Aktives Zuhören statt Monologe: Die wichtigste Fähigkeit ist nicht das Reden, sondern das Zuhören. Top-Performer stellen gezielte Fragen, um die wahren Bedürfnisse und Schmerzpunkte des Kunden zu verstehen.  
  • Glaubwürdigkeit als Währung: In einer transparenten Welt ist Vertrauen alles. Authentische Beratung und ehrliche Kommunikation über die Grenzen eines Produkts schaffen langfristige Kundenbeziehungen, die auf Vertrauen basieren.  
  • Resilienz und Durchhaltevermögen: Die Zahlen sind eindeutig: Ein Großteil der Verkäufe kommt erst nach dem vierten Kontaktversuch zustande, doch die meisten Verkäufer geben vorher auf. Ein Top-Performer hat die nötige Frustrationstoleranz, um dranzubleiben.  
  • Fokus auf den Kundenerfolg: Es geht nicht um den schnellen Abschluss, sondern um den Aufbau einer nachhaltigen Partnerschaft. Exzellente Vertriebler denken in langfristigem Kundenerfolg, denn sie wissen, dass dieser zu Wiederkäufen und wertvollen Empfehlungen führt.

Warnsignale im Bewerbungsprozess: Worauf Sie achten sollten

Neben der Suche nach der richtigen DNA gibt es auch klare "Red Flags", die Sie im Bewerbungsprozess beachten sollten:

  • Häufige Jobwechsel: Kandidaten, die selten länger als zwei Jahre bei einem Unternehmen bleiben, sind oft keine A-Player.
  • Fehlende Struktur: Wenn ein Bewerber seinen eigenen Verkaufsprozess auf Nachfrage nicht klar und strukturiert erklären kann, deutet das auf einen Mangel an Professionalität und strategischem Denken hin.

 

Fazit: Schauen Sie unter die Oberfläche

Die Jagd nach dem perfekten Lebenslauf führt im Vertrieb oft in die Irre. Um wirklich wachstumsstarke und loyale Mitarbeiter zu finden, muss die Persönlichkeit und der innere Antrieb eines Kandidaten bewerten werden. Hier ist die Suche nach dieser DNA der Schlüssel, um teure Fehlbesetzungen zu vermeiden. So bauen Sie ein Vertriebsteam auf, das Ihre Unternehmensziele nicht nur erreicht, sondern übertrifft.

 

Die richtigen Mitarbeiter für Ihren Vertrieb finden

Die Suche nach dieser DNA ist komplex. Sie erfordert einen strategischen, datengestützten Ansatz, der weit über traditionelle Methoden hinausgeht. Erfahren Sie auf unserer Themenseite, wie Sie mit Performance Recruiting von Scoutment garantiert die richtigen Mitarbeiter für Ihren Vertrieb finden und teure Fehler vermeiden.

 

Die wahren Kosten einer Fehlbesetzung: Eine Analyse, die kein Geschäftsführer ignorieren kann

Die Entscheidung für einen neuen Vertriebsmitarbeiter wird oft unter dem Aspekt der unmittelbaren Kosten, wie der Provision für einen Headhunter, betrachtet. Diese Sichtweise ist jedoch gefährlich kurzsichtig. Die wahren Kosten entstehen lange bevor ein Vertrag unterschrieben wird und explodieren im Falle einer Fehlbesetzung. Eine fundierte Analyse zeigt, dass die Investition in einen treffsicheren Recruiting-Prozess keine Ausgabe, sondern eine entscheidende Risikominimierungs-Strategie ist.

Zunächst schlagen die Vakanzkosten zu Buche. Jeder Tag, an dem eine Vertriebsposition unbesetzt bleibt, kostet bares Geld. Experten beziffern die durchschnittlichen Kosten einer Vakanz im Vertrieb auf rund 36.600 €. Eine Faustregel besagt, dass pro Tag etwa 0,5 % des Jahresgehalts an Wertschöpfung verloren gehen. Bei einer Position mit einem Zielgehalt von 80.000 € summiert sich der tägliche Verlust auf 300 €.  

Ist ein Kandidat gefunden, summieren sich die Einstellungskosten. Diese gehen weit über das Bruttogehalt hinaus. Zu den direkten Personalkosten (Durchschnittsgehälter laut StepStone liegen bei ca. 41.500 €, können aber je nach Branche und Erfahrung stark variieren ) kommen die indirekten Personalkosten. Dazu zählen die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, die etwa 20-25 % des Bruttogehalts ausmachen , sowie Kosten für Firmenwagen, Spesen, Weiterbildungen und Softwarelizenzen. Hinzu kommen externe Recruiting-Kosten für Stellenanzeigen (700 € bis 1.300 € pro Anzeige ) oder Headhunter (20-35 % des Jahresgehalts ).  

Auch eine Fehlbesetzung kann richtig teuer werden. Stellt sich nach einigen Monaten heraus, dass der neue Mitarbeiter die Erwartungen nicht erfüllt, sind die bereits investierten Kosten zusätzlich verloren. Diese Summe setzt sich zusammen aus dem gezahlten Gehalt ohne entsprechende Gegenleistung, den Kosten für Training und Onboarding, potenziellen Abfindungszahlungen, dem Reputationsschaden bei Kunden und der demotivierenden Wirkung auf das verbleibende Team.

Die folgende Tabelle zeigt die Kosten einer Vakanz und einer Fehlbesetzung.

 

Kostenfaktor Berechnungsgrundlage & Quellen Kosten einer 6-monatigen Vakanz Kosten einer Fehlbesetzung (nach 6 Monaten)
Opportunitätskosten Täglicher Wertschöpfungsverlust (0,5% des Jahresgehalts von 80.000 €)   ca. 36.000 € ca. 36.000 € (plus entgangene Deals)
Externe Recruiting-Kosten Headhunter-Provision (25% des Jahresgehalts von 80.000 €)   20.000 € 40.000 € (für zwei Suchen)
Interne Recruiting-Kosten Zeitaufwand HR & Management für den Prozess ca. 6.000 € ca. 6.000 €
Personalkosten Gehalt + 21% AG-Anteil für 6 Monate   - ca. 48.400 €
Trainings- & Onboarding-Kosten Durchschnittliche Kosten für Schulungen und Einarbeitung - ca. 2.000 €
Trennungs- & Abfindungskosten Geschätzte Kosten für die Trennung - ca. 5.000 €
Gesamtkosten (kumuliert) ca. 62.000 € ca. 137.400 €

 

Diese Analyse verschiebt die Perspektive fundamental: Die entscheidende Kennzahl ist nicht die "Cost-per-Hire" (Kosten pro Einstellung), sondern die "Cost-per-Successful-Hire" (Kosten pro erfolgreicher Einstellung). Eine höhere Anfangsinvestition in einen präziseren, datengestützten Recruiting-Prozess amortisiert sich schnell, indem sie das millionenschwere Risiko einer Fehlbesetzung minimiert.

Expertenmeinung der Autorin
Annette Elias
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Als Geschäftsfrau erlebe ich immer wieder, wie Unternehmen an glänzenden Lebensläufen und überzeugenden Auftritten scheitern. Die Folge: teure Fehlbesetzungen im Vertrieb. Aus meiner Sicht ist es höchste Zeit, dass wir die Auswahlprozesse revolutionieren. Nicht Selbstdarstellung, sondern die innere Antriebskraft eines Kandidaten muss im Mittelpunkt stehen. Nur so finden wir die wahren Top-Performer, die langfristig für Wachstum sorgen.

Autorin: Annette Elias