Wie Sie passive Kandidaten gewinnen können
Autorin: Eileen Dross
Die Arbeitswelt erlebt gerade einen tiefgreifenden Wandel. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, während der Fachkräftemangel mittlerweile zahlreiche Berufsgruppen in Deutschland betrifft. In einer Zeit, in der die Arbeitsbereitschaft und das Interesse der Arbeitnehmer schwinden, wird der Wettbewerb um talentierte Fachkräfte immer intensiver.
In diesem Artikel werden wir Ihnen zeigen, wie Sie erfolgreich passive Bewerberkandidaten gewinnen können, um Ihr Team mit hochqualifizierten Fachkräften zu verstärken.
19.01.2024 - 12:00 Uhr
Artikel als Audio abspielen
Ursprüngliche Formate von Stellenanzeigen wie Print-Anzeigen in Zeitschriften, Zeitungen und Plakaten sind nicht mehr zeitgemäß und ausreichend, um wettbewerbsfähig zu sein. Es ist nicht mehr ausreichend, sich ausschließlich auf aktive Bewerber zu stützen und herkömmliche Stellenanzeigen zu schalten. Denn die qualifizierten Mitarbeiter befinden sich in Festanstellungen und sind nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Stattdessen wird es immer wichtiger, auch passive Bewerberkandidaten anzusprechen und für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Dies erfordert innovative Ansätze bei der Gestaltung von Stellenanzeigen, der digitalen Ausspielung und der gezielten Ansprache dieser potenziellen Talente. Längst haben Performance Recruiting Agenturen die Wichtigkeit erkannt und Methoden entwickelt, passive Kandidaten zu finden und durch gezielte Marketingmethoden anzusprechen.
Was versteht man unter passive Kandidaten?
Passive Bewerber, sind Kandidaten, die zwar nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job sind, jedoch aufgrund ihrer Qualifikationen und Erfahrungen als äußerst attraktive Kandidaten betrachtet werden. Anders ausgedrückt, sie begeben sich nicht aktiv auf Jobsuche, werden aber von Arbeitgebern als vielversprechende Kandidaten für offene Positionen in Betracht gezogen.
Diese Gruppe von Bewerbern ist auf dem Arbeitsmarkt oft sehr begehrt und über herkömmlichen Rekrutierungsmethoden schwer zu erreichen, insbesondere dann, wenn sie mit ihrer aktuellen Beschäftigung zufrieden sind. Eine Forsa-Umfrage zeigt, dass mehr als ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland durchaus in Erwägung zieht, ihren Arbeitgeber zu wechseln. Dieses Interesse an einem Jobwechsel ist besonders bei jüngeren Arbeitnehmern zwischen 18 und 29 Jahren (48 Prozent) sowie bei den 30- bis 39-Jährigen (40 Prozent) ausgeprägt. (Quelle zdf.de)
Das verdeutlicht, dass es trotz eines gewissen Interesses an Veränderung unter den Beschäftigten eine bedeutende Anzahl von passiven Kandidaten gibt, die aufgeschlossen für neue berufliche Möglichkeiten sind, auch wenn sie nicht aktiv nach einem Job suchen.
Aktive vs. passive Bewerber
Die Zahl der aktiven Bewerber und passiven Kandidaten auf dem Arbeitsmarkt weichen erheblich voneinander ab. Laut einer LinkedIn-Umfrage sind 32% der Arbeitsuchenden aktiv auf Jobsuche, während beeindruckende 56% als passive Kandidaten gelten. Die verbleibenden 12% zeigen wenig Wechselbereitschaft oder Interesse an neuen beruflichen Herausforderungen (Quelle LinkedIn.de).
In Anbetracht dieser Zahlen wird es umso entscheidender, die Aufmerksamkeit der 56% passiven Kandidaten gezielt auf passende Jobangebote zu lenken. Dies kann durch gezieltes Social Media Recruiting und eine präzise Ansprache erfolgen.
Laut der Online Studie von ARD und ZDF verbringt rund die Hälfte der Menschen in Deutschland wöchentlich Zeit in den Socialen Medien und gut ein Drittel davon sogar täglich (Quelle zdf.de). Damit ist die regelmäßige Social-Media-Nutzung von 2022 auf 2023 um 2% gestiegen und liegt bei knapp 52%. Tendenz steigend. Insbesondere die Generation Y und Generation verbringen immer mehr Zeit auf den sozialen Netzwerken wie Instagram, Facebook, TikTok aber auch auf Businessplattformen wie z.B. LinkedIn.
Das Nutzerverhalten ist, laut der Studie sehr unterschiedlich, denn Videos und Feeds für Menschen unter 30 Jahren haben eine größere Bedeutung und werden mehr konsumiert. Feed und Artikel sind dagegen für die anderen Altersgruppen bedeutsamer als Videos. Feeds sind Benachrichtigungen über neue Inhalte von Webseiten wie Nachrichten-Seiten, Blogs oder Foren, die ausgesendet werden, sobald diese Inhalte auf den entsprechenden Webseiten veröffentlicht werden.
Rund 30 Minuten am Tag verbringen die Deutschen im Durchschnitt am Tag in den Sozialen Medien.
Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, die passiven Kandidaten gezielt und mit den richtigen Kampagnen dort anzusprechen wo sie sich aufhalten.
Rekrutierung von passiven Kandidaten
Doch wie spricht man passive Bewerber an? Die Auswahl der richtigen Methode und Social-Media-Kanäle stellt eine besondere Herausforderung dar. Um passive Bewerber erfolgreich anzusprechen und zu gewinnen, stehen verschiedene Methoden zur Verfügung:
Methoden zur Rekrutierung passiver Kandidaten:
- Social Media Recruiting: Soziale Medien wie Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. bieten eine Plattform, um passiv suchende Kandidaten zu erreichen. Durch gezielte Werbeanzeigen und Inhalte können Unternehmen ihre Sichtbarkeit erhöhen und passive Kandidaten ansprechen.
- Internet Sourcing: Diese Methode ermöglicht eine systematische Durchsuchung des Internets nach potenziellen Kandidaten, indem öffentlich zugängliche Profile und Datenbanken analysiert werden. Diese Methode erfordert spezielle Tools und Fachkenntnisse, um qualifizierte Kandidaten zu identifizieren.
- Unternehmenseigene Karriereseite: Eine gut gestaltete und informative Karriereseite auf der Unternehmenswebsite kann passiven Bewerbern Einblicke in die Unternehmenskultur und die Karrieremöglichkeiten bieten. Dies kann ihr Interesse wecken und sie zur Kontaktaufnahme ermutigen.
Die gezielte Ansprache passiver Bewerber erfordert eine strategische Herangehensweise. Die Auswahl der am besten geeignete Methode je nach Zielgruppe und Branche. Durch den Einsatz dieser Methoden können Unternehmen ihr Talentpool erweitern und hochqualifizierte Fachkräfte für vakante Positionen identifizieren.
Wo Sie passive Kandidaten finden können
Die Gewinnung von passiven Kandidaten erfordert eine gezielte Präsenz auf den Plattformen, auf denen sie sich häufig aufhalten. Hier sind einige Plattformen und Gründe, warum sie sich als hervorragend für die Ansprache passiver Kandidaten eignen:
- Instagram:
Instagram ist besonders attraktiv für die jüngere Zielgruppe. Eine Studie zeigt, dass junge Menschen im Alter von 12-20 Jahren durchschnittlich drei Stunden pro Tag auf Instagram verbringen (Quelle: Zeit.de). Dies macht die Plattform ideal für die Rekrutierung von Auszubildenden und jungen Talenten, die noch unschlüssig über ihren zukünftigen Karriereweg sind. Die visuelle Natur von Instagram ermöglicht es Unternehmen, ihre Unternehmenskultur und Karrieremöglichkeiten auf ansprechende Weise zu präsentieren. - Facebook:
Facebook bleibt eine der meistgenutzten Plattformen weltweit. Es eignet sich gut für die Rekrutierung von passiven Kandidaten in verschiedenen Altersgruppen. Unternehmen können gezielte Werbeanzeigen schalten und informative Inhalte teilen, um potenzielle Bewerber zu erreichen. - TikTok:
TikTok ist eine aufstrebende Plattform und hat vor allem bei jungen Zielgruppen enorm an Popularität gewonnen. Die kreative Natur von TikTok ermöglicht es Unternehmen, ihre Arbeitgebermarke auf innovative Weise zu präsentieren und das Interesse passiver Kandidaten zu wecken. - Snapchat:
Snapchat ist besonders bei jüngeren Nutzern beliebt und bietet Unternehmen die Möglichkeit, gezielte Werbekampagnen für passende Kandidaten zu schalten. Die Plattform ist ideal für die Ansprache von Generation Z und jungen Fachkräften. - Pinterest:
Pinterest ist eine Plattform, auf der Nutzer Inspiration suchen. Unternehmen können durch das Teilen von Karriere- und Arbeitsplatzinspirationen passiven Kandidaten Einblicke in ihre Unternehmenskultur bieten und deren Interesse wecken. - X (ehem. Twitter):
X ermöglicht es Unternehmen, aktuelle Stellenangebote und branchenspezifische Informationen zu teilen. Es eignet sich besonders gut für die Kommunikation mit Fachleuten und Branchenexperten, die möglicherweise passiv nach neuen Chancen Ausschau halten. - LinkedIn:
LinkedIn ist die führende Plattform für berufliche Vernetzung und eignet sich hervorragend für die Rekrutierung passiver Kandidaten. Hier finden sich Fachkräfte, die aktiv an ihrer Karriere arbeiten. Unternehmen können gezielte Anzeigen schalten und professionelle Beziehungen aufbauen. - Xing:
Xing ist besonders in Deutschland, Österreich und der Schweiz beliebt und bietet ähnlich wie LinkedIn eine Plattform für berufliche Vernetzung. Es ist eine ausgezeichnete Wahl für Unternehmen, die gezielt nach Fachkräften in diesen Regionen suchen.
Die Nutzung von Videos in sozialen Medien, insbesondere auf Plattformen wie Instagram und TikTok, entwickeln sich dynamisch. Laut einer Studie von ZEIT ist Instagram führend bei der wöchentlichen und täglichen Nutzung, gefolgt von TikTok, Facebook, Snapchat, Pinterest, X , LinkedIn und Xing (Quelle: Zeit.de). Diese Plattformen bieten somit reichhaltige Möglichkeiten, um potenzielle passive Bewerber anzusprechen und für Ihre Rekrutierungsbemühungen zu gewinnen. Es ist wichtig, die spezifischen Merkmale jeder Plattform zu berücksichtigen und gezielte Strategien zu entwickeln, um die richtigen Kandidaten anzusprechen.
Wie Sie passive Kandidaten ansprechen können
Die richtige Ansprache für passive Kandidaten erfordert eine durchdachte und individualisierte Kommunikationsstrategie. Bei der Ansprache von passiven Kandidaten ist es entscheidend, je nach deren Berufsgruppe, Alter und Interessen die passenden Worte, Grafiken, Bilder und Strategien zu wählen.
Bei der Ansprache jüngerer Kandidaten kann es sinnvoll sein, auf Entwicklungsmöglichkeiten und flexibles Arbeiten hinzuweisen, während erfahrene Fachkräfte eher an Führungspositionen und langfristigen Perspektiven interessiert sein könnten. Das Wording sollte demnach auf die spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe zugeschnitten sein.
Das Erzählen von Geschichten von aktuellen Mitarbeitern, insbesondere von Kollegen in ähnlichen Positionen, kann einen Einblick in die Unternehmenskultur bieten und potenzielle Kandidaten inspirieren. Dabei ist Authentizität entscheidend, um das Interesse der Kandidaten zu wecken.
Anmerkung der Autorin: Hierbei geht es nicht darum, als Unternehmen makellos, sondern echt und nahbar zu wirken – Stichwort Employer Branding. Das, was beworben wird, sollte auch tatsächlich gelebt werden.
Insgesamt erfordert die Ansprache passiver Bewerber eine individuelle und taktische Herangehensweise. Durch das Verständnis für die Bedürfnisse und Interessen der Kandidaten sowie eine gezielte Anpassung des Wordings ist die Wahrscheinlichkeit höher, hochqualifizierte Mitarbeiter für das eigene Unternehmen zu gewinnen.
Social Recruiting als DIE Recruiting-Methode für die passive Bewerbergewinnung
Social Recruiting, auch als "Performance Recruiting" oder "Social Media Recruiting" bekannt, hat sich als die richtige Methode zur Gewinnung passiver Bewerber etabliert. Mit einer enormen Reichweite der sozialen Medien ermöglicht die Möglichkeit, passive Bewerber in großem Umfang zu erreichen.
Diese Methode erlaubt eine gezielte Ansprache auf Grundlage von Qualifikationen und Erfahrungen. Unternehmen können authentische Einblicke in ihre Unternehmenskultur bieten und direkte Interaktionen ermöglichen. Die Aktualität, Flexibilität und Messbarkeit von Social Recruiting machen es zu einer zeitgemäßen Lösung. Zusätzlich eröffnet es die Chance, Kandidaten weltweit anzusprechen. Insgesamt bietet Social Recruiting eine effektive Möglichkeit, hochqualifizierte passive Bewerber zu gewinnen und eine starke Bewerberpipeline aufzubauen.
In einer sich schnell ändernden Welt und im Zeitalter der Technologie ist es entscheidend, die richtigen Schritte zu unternehmen, um qualifizierte Talente zu gewinnen. Dabei spielt die Übereinstimmung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine zentrale Rolle. Lassen Sie uns diese Zukunftschancen gemeinsam nutzen!
Autorin: Eileen Dross