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Fachkräftemangel in Deutschland: Welche Berufe sind besonders betroffen?

Stand: 01.02.2024 - 10:00 Uhr
Autorin: Eileen Dross

Steht Ihr Unternehmen auch vor der Herausforderung des Fachkräftemangels? Entdecken Sie in unserem neuesten Artikel, wie dieses komplexe Problem entstanden ist und welche Lösungen sich für die Zukunft abzeichnen.

01.02.2024 - 10:00 Uhr

Der Fachkräftemangel ist ein Begriff, der in aktuellen Diskussionen im Web, in den Nachrichten und auf dem Bewerbermarkt zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dieser Artikel widmet sich einer Betrachtung dieses Phänomens. Wir beleuchten die historischen Ursprünge, identifizieren die am stärksten betroffenen Berufsgruppen und untersuchen die zukünftige Entwicklung des Fachkräftemangels. Zudem werden praxisnahe Strategien und Maßnahmen vorgestellt, die Unternehmen anwenden können, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Ziel dieses Beitrags ist es, ein umfassendes Verständnis des Themas zu vermitteln und aufzuzeigen, wie Unternehmen ihre Belegschaft zukunftsfähig gestalten können.

Warum gibt es einen Fachkräftemangel in Deutschland?

Der Fachkräftemangel in Deutschland ist hauptsächlich auf den demografischen Wandel zurückzuführen. Folgende fünf Schlüsselfaktoren tragen zu dieser Entwicklung bei:

Alternde Bevölkerung:

Deutschland erlebt einen signifikanten Anstieg der älteren Bevölkerung. Die Zahl der Personen im Rentenalter hat zugenommen, wobei ein Höhepunkt um das Jahr 2037 erwartet wird, wenn etwa 23,3 Millionen Menschen 65 Jahre und älter sein werden. Dies spiegelt sich in einem steigenden Altenquotienten wider, der die Anzahl der Personen im Rentenalter im Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung angibt. Im Jahr 2020 betrug dieser Quotient in Deutschland 37, was bedeutet, dass auf 100 Menschen im Erwerbsalter 37 Personen im Rentenalter kommen. Diese Zahl wird voraussichtlich weiter ansteigen, was auf eine wachsende Belastung der Erwerbstätigen hinweist, die die Renten- und Gesundheitsversorgung älterer Menschen unterstützen müssen gestiegen (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Rückgang der Erwerbspersonen:

Es wird erwartet, dass die Zahl der Erwerbspersonen im Alter von 20 bis 64 Jahren bis zum Jahr 2060 um etwa 14 % im Vergleich zu 2019 sinken wird. Dieser Rückgang der Bevölkerung im Erwerbsalter führt zu einem Mangel an Arbeitskräften, während die Zahl der älteren Menschen etwa auf dem gleichen Niveau bleiben wird (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Geburtendefizit:

Seit den 1970er Jahren verzeichnet Deutschland ein Geburtendefizit, das heißt, es sterben jährlich mehr Menschen, als Kinder geboren werden. Dieses Defizit hat langfristige Auswirkungen auf die Größe und Zusammensetzung der Bevölkerung und trägt zum Fachkräftemangel bei (Quelle: Statistisches Bundesamt). 

Bildungslücke und technologischer Wandel:

Trotz Deutschlands Reputation für qualitativ hochwertige Ausbildungen besteht eine Diskrepanz zwischen den erlernten Fähigkeiten und den Anforderungen des Arbeitsmarktes. Die rasante Entwicklung in der Digitalisierung und der technologische Fortschritt erfordern eine kontinuierliche Weiterbildung und Anpassung der Fähigkeiten, um den Bedürfnissen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden.

Zuwanderung als mögliche Lösung:

Die Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte wird als ein Schlüssel zur Überwindung des Fachkräftemangels angesehen. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Zuwanderung dazu beigetragen, die Alterung der Bevölkerung zu bremsen und hat potenziell zur Verfügbarkeit von Arbeitskräften beigetragen (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Diese Faktoren zeigen auf, dass der Fachkräftemangel in Deutschland ein vielschichtiges Problem ist, das sowohl durch demografische Veränderungen als auch durch die Entwicklungen in Bildung und Technologie beeinflusst wird. Die Lösung dieses Problems erfordert eine Kombination aus politischen Maßnahmen, Bildungsreformen und der Integration von qualifizierten Zuwanderern in den Arbeitsmarkt.

Eine Grafik, welche die Statistiken der Auswirkungen vom Fachkraeftemangel aufzeigt

Entwicklung vom Fachkräftemangel 2010-2023

Von 2010 bis 2023 hat sich der Fachkräftemangel in Deutschland stetig intensiviert. Dies ist vorrangig auf den demografischen Wandel zurückzuführen, der zu einem Rückgang der Erwerbsbevölkerung im Alter von 20 bis 64 Jahren führte. (Quelle:bmwk.de)  Parallel dazu stieg in Branchen wie Technologie, Gesundheitswesen und Bildung die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften. Trotz Bemühungen in der Ausbildung und der Förderung der Zuwanderung qualifizierter Kräfte konnte der wachsende Bedarf nicht vollständig gedeckt werden. Maßnahmen der Regierung und Industrie zur Förderung beruflicher Bildung, Anreize zur Zuwanderung und Initiativen zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere unter Frauen und älteren Menschen, zielten darauf ab, diese Lücke zu schließen.

Betroffene Funktionen
Besonders betroffene Berufe 

Die meisten Engpassberufe finden sich im Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie in MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung sind zunehmend häufig, was auch eine interaktive Karte des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung verdeutlicht. Der Anteil der Engpassberufe an allen ausgeschriebenen Stellen stieg von 43 % im Jahr 2011 auf 79 % im Jahr 2018 (Quelle: bmwk.de).  Der demografische Wandel und der Rückgang der Erwerbsbevölkerung verschärfen diese Situation: Während die Babyboomer in Rente gehen, rücken weniger junge Menschen nach, die zudem häufiger studieren. Folglich ist es besonders in Ausbildungsberufen schwer, geeigneten Nachwuchs zu finden, was 2019 zu einem Tiefstand bei der Nachfrage nach dualen Ausbildungsplätzen führte.

Berufe im Sozialwesen

Der Fachkräftemangel im Sozialwesen zeigt sich in einem erhöhten Bedarf an Sozialarbeitern, Erziehern und Betreuungspersonal. Die Altenpflege ist hierbei ein langjähriger Engpassbereich.

Medizinische Berufe

Der Gesundheitssektor leidet ebenfalls unter einem signifikanten Mangel an Fachkräften. Dazu zählen nicht nur Ärzte und Pflegekräfte, sondern auch spezialisierte Berufe wie Radiologen, Laboranten und medizinisch-technisches Personal.

Handwerksberufe

Im Handwerkssektor ist der Fachkräftemangel ebenfalls spürbar. Berufe wie Elektriker, Klempner, Tischler und viele andere handwerkliche Berufe haben Schwierigkeiten, qualifizierte und ausgebildete Fachkräfte zu finden. Dies betrifft sowohl traditionelle als auch moderne Handwerksberufe, die wichtige Rollen in der Infrastruktur und Wirtschaft spielen.

Aktives Handeln ist jetzt gefragt
Wie dem Fachkräftemangel entgegengesteuert werden kann

Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen, ist ein multifaktorieller Ansatz erforderlich. Die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte ist ein wichtiger Aspekt, ebenso wie die zielgerichtete Information und Motivation junger Menschen für Mangelberufe. Es ist für Unternehmen essentiell, angemessene Löhne zu zahlen, die der Leistung entsprechen, sowie die Arbeitsbedingungen und Zusatzleistungen stetig zu verbessern. Gleichzeitig ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der Belegschaft durch Weiterbildungen und Umschulungen unverzichtbar. Moderne, flexible Arbeitsplatzgestaltung, einschließlich mobilem Arbeiten und Work-Life-Balance-Angeboten, spricht besonders die kommenden Generationen wie Generation Z an. Intern ist es wichtig, das vorhandene Personal durch Fortbildungen, Karrierechancen und eine attraktive Arbeitskultur zu fördern. Die Unterstützung von Mitarbeitern aus dem Ausland durch Integrationshilfen, Sprachkurse und administrative Unterstützung ist ebenfalls zentral. Durch diese Maßnahmen können Unternehmen nicht nur vorhandene Mitarbeiter binden, sondern sich auch als attraktive Arbeitgeber positionieren.

Fazit: Zukunftsweisende Strategien im Kampf gegen den Fachkräftemangel

Abschließend kann man sagen, dass der Fachkräftemangel in Deutschland ein komplexes Problem ist, welches sich aus den demografischen Veränderungen, Bildungslücken und sich wandelnden Arbeitsmarktbedürfnissen zusammen setzt. Effektive Lösungen erfordern einen multidimensionalen Ansatz: Rekrutierung ausländischer Fachkräfte, Förderung junger Menschen, angemessene Bezahlung, attraktive Arbeitsbedingungen und kontinuierliche Weiterbildung. Unternehmen müssen nicht nur nach außen hin agieren, sondern auch intern an der Förderung und Weiterentwicklung ihrer Belegschaft arbeiten, einschließlich der Unterstützung von Mitarbeitern aus dem Ausland. Moderne Arbeitsplatzgestaltung und Work-Life-Balance sind ebenfalls zentral. Mit diesen Maßnahmen können Unternehmen den Fachkräftemangel wirksam angehen und sich positiv auf die Zukunft vorbereiten.

Expertenmeinung der Autorin
Eileen Dross
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Der demografische Wandel ist da, der Fachkräftemangel ist real, und wir können nicht davor weglaufen. Stattdessen müssen wir uns diesen Herausforderungen stellen. Umso wichtiger ist es, Chancen in diesem Wandel zu erkennen und ihn positiv zu gestalten. Neue Generationen werden den Arbeitsmarkt verändern, und es gilt, Traditionen mit den neuen Ansprüchen zu kombinieren.

Autorin: Eileen Dross